
Dr. Johann Waidwund – Der Schrebergarten der Kontrolle
Ein Paradies für Paranoia
Es gibt Orte, die sind so skurril, dass sie perfekt zu ihrem Besitzer passen.
Waidwunds Schrebergarten am Rande von München war so ein Ort:
Ein rechteckiges Grundstück, umzäunt mit leicht angerostetem Draht, dahinter ein selbstgebautes Schild:„WAHRHEITSACKER – Betreten auf eigene Verantwortung.“
Zwischen verwelkenden Sonnenblumen standen eine rostige Hollywoodschaukel, ein klappriger Grill – und in der Mitte ein fast ehrfürchtig gepflegter Holzpavillon mit Spitzdach, den Waidwund selbst „Tempel der Erkenntnis“ nannte.
Hier fühlte er sich groß.
Hier war er ungestört.
Hier konnte er laut denken, ohne dass Horstl nervös zuckte.Und hier, so war Waidwund überzeugt, reifte die größte Idee seiner Verschwörung wie ein Kürbis im August.
Er, der Allwissende
An einem Samstagnachmittag stand Waidwund in seinem Pavillon, starrte auf ein Whiteboard voller Namen, Uhrzeiten und kleiner Kritzeleien:
Lunas Tagesabläufe, ihre Nachbarn – und ganz neu: eine Liste ihrer Patienten.„Sie glauben, sie kommen zu ihr, um gesund zu werden“, murmelte er.
„Dabei kommen sie zu mir.“Er sagte „mir“ mit Nachdruck, als wäre der Schrebergarten eine geheime Kathedrale und er selbst der Hohepriester.
Sein Blick verklärte sich.
In solchen Momenten dachte er wirklich, er sei nicht mehr bloß ein Mann.
Er sei ein Gedanke, der Gestalt angenommen hatte.Die Patienten als Bauern im Spiel
Waidwund kannte Namen, Termine, manchmal sogar Diagnosen.
Dank einer Yoga-Nachbarin, die Luna gelegentlich die Post annahm – und dabei Briefe neugierig öffnete, „nur um kurz zu schauen“.Mit diesen Infos bewaffnet, schrieb Waidwund anonyme Briefe an einige Patienten:
„Sie sollten wissen, wem Sie vertrauen.“
Und an andere:
„Ihr Fall wird bereits besprochen. Mehr darf ich nicht sagen.“
Manche warf er einfach ein. Andere verschickte er mit Briefmarken, die er in Italien gekauft hatte – als Tarnung.
Sein Ziel war kein direkter Skandal.
Er wollte, dass die Patienten selbst zweifelten.
Dass sie sich fragten, ob Luna wirklich professionell war – oder vielleicht doch in irgendwas Dunkles verstrickt.Waidwunds Schrebergarten wird zum Lagezentrum
Horstl und TruthSieglinde kamen regelmäßig vorbei.
Sie saßen auf quietschenden Plastikstühlen zwischen verwelkten Geranien, während Waidwund am Grill stand und Würstchen wendete, als würde er eine Kanzel bedienen.„Wir müssen sie isolieren“, dozierte er, während Fett ins Feuer tropfte.
„Nicht laut. Nicht direkt. Sondern sachte – wie Wasser, das Stein aushöhlt.“Seine Stimme bekam dabei einen Ton, der fast zärtlich klang – die gefährlichste Form der Grausamkeit.
Horstl notierte jedes Wort wie eine heilige Schrift.
Die Arroganz als Motor
Waidwund war kein einfacher Narzisst.
Er war ein Narzisst mit Sendungsbewusstsein.
Er hielt sich nicht nur für klüger – er hielt sich für nötig.„Die Welt braucht mich“, sagte er, während er mit Kreide ein Zitat auf eine Holztafel schrieb:
„Die Wahrheit ist kein Konsens – sie ist ein Geschenk. Und ich bin ihr Bote.“
Er glaubte wirklich, was er sagte.
Und weil er es glaubte, wirkten seine Worte auf Horstl und die anderen fast wie Prophezeiungen.Seine Arroganz war nicht gespielt.
Sie war Teil seines Wesens, so organisch wie seine grauen Bartstoppeln.Die erste Patientin fällt
Es dauerte nicht lange, bis eine Patientin tatsächlich einen Termin bei Luna absagte – per SMS, knapp und kühl:
„Ich glaube, wir sollten Abstand halten. Tut mir leid.“
Waidwund erfuhr es noch am selben Abend über die Nachbarin im Erdgeschoss, die den Klingelton gehört hatte und sofort berichtete.
Er grinste breit.
„Seht ihr?“, sagte er.
„Die Realität ist biegsam. Man muss nur wissen, wo man Druck ausübt.“Seine Stimme klang jetzt wie ein Vater, der seinen Kindern das erste Mal zeigt, wie man ein Feuer entfacht.
Die Kunst, Gott zu spielen
Waidwund malte Luna in Gedanken wie eine Schachfigur:
Noch aufrecht, noch stark – aber schon wackelig.Doch er wollte mehr als ein paar abgesprungene Patienten.
Er wollte, dass Luna selbst an sich zweifelte.Dafür brauchte er Geschichten.
Gerüchte, die sich verselbstständigen.
„Sie soll glauben, dass sie selbst der Virus ist, nicht wir“, formulierte er.So streute er, anonym, Geschichten in lokalen Foren:
„Kennt jemand Dr. Lichtner? Habe gehört, sie hat selbst Probleme…“
Und kommentierte in einem Online-Portal für Ärzte:
„Ihre Praxis soll ja nicht ganz sauber sein…“
Immer knapp, immer ohne Beweise.
Weil Beweise überbewertet sind, wenn man genügend Zweifel säen kann.Der Schrebergarten wird zur Kommandozentrale
Mit jedem Erfolg wurde Waidwund unverschämter.
Er stellte sogar eine alte Funkantenne im Garten auf – „für besseren Empfang“, wie er sagte.
In Wahrheit wollte er nur, dass es wichtig aussah.Er kaufte sich eine neue Tafel und schrieb groß darüber:
„WAHRHEITSWERKSTATT – KEIN WLAN. KEINE ZEUGEN.“
Er führte dort Meetings, bei denen Horstl schwitzte wie ein Spanferkel, während TruthSieglinde eifrig mitschrift.
Waidwund nannte das: „Konklave der Erkenntnis“.
Die Scheinheiligkeit als Kunstform
Parallel baute er seinen öffentlichen Ruf aus:
Er trat bei kleinen Vorträgen auf, wetterte gegen „digitale Manipulation“ und „Psychoterror durch Algorithmen“ – während er selbst genau das tat.Er verkaufte sogar kleine Broschüren mit seinem Gesicht auf dem Cover:
„Selbst denken reicht nicht – man muss Waidwund fragen.“
Die Leute lachten – aber manche kauften.
Und Waidwund wusste:„Wer über mich lacht, denkt trotzdem an mich.“
Luna kämpft – und verliert Boden
Luna versuchte, die Gerüchte zu ignorieren.
Doch als ein zweiter Patient absagte, ein dritter zögerte und eine Bekannte sie fragte:„Stimmt es, dass du in was Komisches verwickelt bist?“
da spürte sie, wie ihre Selbstsicherheit bröckelte.Sie wechselte das Passwort ihrer Praxissoftware.
Sie bat eine Freundin, kurz bei Terminen dabei zu sein.Doch wie verteidigt man sich gegen etwas, das man nicht sehen kann?
Waidwunds Selbstgespräch
Abends saß er wieder in seinem Schrebergarten, roch den Grillrauch und sprach laut zu sich selbst:
„Johann, du bist kein Mensch. Du bist die Idee der Wachsamkeit, die sie alle vergessen haben.“
Er hob seinen Emaillebecher:
„Auf dich, Waidwund. Du bist vielleicht nicht Gott – aber du bist nah dran.“
Und er lachte leise.
Nicht laut.
Nur ein kehliges Glucksen, das selbst Horstl erschaudern ließ.Epilog: Wahrheit hat keinen Feierabend
Am Ende dieser Episode hatte Luna weniger Patienten, weniger Schlaf – und mehr Fragen.
Die Nachbarn wirkten verschlossener.
Und sie selbst stand nachts am Fenster, blickte auf die Straße – suchte ein Auto, das vielleicht da war, vielleicht auch nicht.Und irgendwo, zwischen verwelkten Blumen, Plastikstühlen und einem rostigen Grill, flüsterte Waidwund in die Nacht:
„Du kannst die Wahrheit nicht besiegen, Luna.
Weil sie längst bei dir wohnt.“Und über dem „Wahrheitsacker“ drehte sich langsam ein Windspiel aus Blech – klirrend, klagend, wie ein heimlicher Applaus für den Mann, der nicht nur Gott spielen wollte, sondern daran glaubte, schon einer zu sein.
Dr. Johann Waidwund – Der Block wird zum Bekenntnis
Die Vision eines Mannes, der sich selbst für Gott hält
Es begann – wie bei Waidwund üblich – mit einem Blick in den Badezimmerspiegel.
Er sah Falten, die andere nicht sahen, und Weisheit, die sonst keiner finden konnte.
„Johann“, raunte er sich selbst zu, „du bist kein Mann. Du bist ein Ereignis.“Sein Blick verklärte sich, während er an Luna Lichtner dachte – diese aufsässige Ärztin, die geglaubt hatte, ihn öffentlich belehren zu können.
Ein Sakrileg.
Doch die Verfolgung Luna Lichtners selbst genügte ihm längst nicht mehr.
Er wollte den Block, das ganze Haus, das ganze Mikro-Universum um sie herum in sein Netz ziehen.
Nicht, weil es nötig war – sondern weil er es konnte.„Wir brauchen Nachbarn“, diktierte er ins Walkie-Talkie.
„Wir brauchen Gläubige. Oder wenigstens Mitläufer. Hauptsache, sie atmen noch.“Der Nachbar mit dem steifen Knie
Zuerst nahm sich Waidwund den idealen Kandidaten vor: Herrn Goltz, zweiter Stock rechts, Rentner, steifes Knie, grantig wie ein Schäferhund ohne Ball.
Horstl, sein zitternder Assistent, klingelte eines Nachmittags – im Schlepptau ein Umschlag mit Bargeld.„Herr Goltz, Sie sehen aus wie ein Mann, der die Wahrheit verdient“, begann Horstl.
„Ich seh aus wie ein Mann, der seine Ruhe will“, bellte Goltz.
Horstl öffnete den Umschlag, ließ die Scheine kurz sichtbar blitzen. „Dann hören Sie sich trotzdem kurz was an.“
Fünf Minuten später hatte Goltz unterschrieben: Er würde alles melden, was ihm an Luna auffiel. Wer sie besuchte. Wann sie ging. Wann sie wiederkam.
Warum?
„Weil sie unruhig ist“, erklärte Horstl. „Wir helfen ihr. Mit Beobachtung.“Goltz knurrte nur. Aber Geld ist ein Argument, das auch das steifste Knie weich macht.
Die Frau mit dem Alkoholproblem
Als nächstes war Frau Sigrid dran, Erdgeschoss links, leichtes Alkoholproblem und ein Hang zu dramatischen Geschichten.
Waidwund selbst stattete ihr einen Besuch ab – im beigen Leinenmantel, den er für seine „Gott-vor-Ort-Momente“ reserviert hatte.„Frau Sigrid“, säuselte er, während er sich ungebeten an ihren Küchentisch setzte, „ich weiß, was Sie letzte Woche getan haben.“
„Was... was meinen Sie?“, stammelte sie, das Glas Weißwein noch in der Hand.
„Wir wissen alles. Auch, dass Sie manchmal Flaschen in den Biomüll werfen.“
Er machte eine lange Pause, blickte sie streng an. „Das ist falsch sortiert, Frau Sigrid. Aber wir sind keine Richter. Wir sind Retter.“Frau Sigrid zitterte. Waidwund schob ihr ein Kuvert hin: „Ein kleiner Ausgleich für Ihre Aufmerksamkeit. Und falls jemand fragt: Sie haben mich nie gesehen.“
Die Angst, ertappt zu sein, wirkte besser als jedes Geld.
Waidwund verließ die Wohnung mit einem Lächeln: „Eine mehr in meiner Gemeinde.“Erpressung schmeckt wie Gin mit Limette
Doch nicht alle ließen sich kaufen.
Frau Berger, dritte Etage, Yogalehrerin mit Instagram-Profil, lachte Horstl aus, als der mit Bargeld wedelte.
„Ich verkaufe doch meine Nachbarn nicht für Geld!“, rief sie entrüstet.Das Wort „Nachbarn“ schmeckte Waidwund wie verdorbenes Sushi.
Er rief sie abends anonym an.
Er sagte nur einen Satz: „Du postest gern Bilder aus deiner Wohnung. Hübsch – vor allem der eine Gast neulich.“
Stille.
Dann legte sie auf.Drei Tage später schrieb sie per Telegram an „MUC Watchdogs“:
„Sie ist gestern um 19:40 heimgekommen. Hatte einen Stoffbeutel dabei. Sah müde aus.“
Waidwund kommentierte mit einem Emoji: 🙏
„Wer nicht durch Liebe kommt, kommt durch Furcht“, murmelte er zufrieden.„Ein Haus wird erst lebendig, wenn es Angst hat“
Im Zentrum von Waidwunds Wahn stand die Überzeugung, dass Überwachung kein Mittel ist – sondern ein Ziel.
Er wollte nicht nur Luna Lichtner brechen.
Er wollte ihr Lebensumfeld, ihre Komfortzone, ihr Zuhause vergiften.
Er wollte, dass sie bei jeder Begegnung im Treppenhaus überlegte: „Weiß der das?“Deshalb ließ er Horstl auch kleine Zettel verteilen – diesmal nicht nur an Luna, sondern an alle Briefkästen im Haus.
Darauf stand in Schreibmaschinen-Schrift:„Wir wissen alles. Auch, was Sie glauben, geheim zu halten.“
Manche Nachbarn dachten an Einbrecher, andere an ein makabres Kunstprojekt.
Doch jeder sprach darüber.
Und wer darüber spricht, denkt darüber nach.
Und wer darüber nachdenkt, fürchtet sich irgendwann.Die Poesie des Wahns
Abends, zurück in seinem Peugeot 406 Coupé in Metallic-Pflaume, schrieb Waidwund in sein Notizbuch:
„Gott ist allwissend. Aber ich bin nahbarer.“
Er liebte diesen Gedanken: dass er Gott Konkurrenz machte – aber mit WLAN, Walkie-Talkies und einem Telegram-Kanal.
Er stellte sich vor, wie die Nachbarn nachts wach lagen und sich fragten:
„War da ein Geräusch? Oder nur Einbildung?“
Und er lachte.
Nicht laut. Nur ein kehliges Glucksen, wie ein Korken, der in der Flasche tanzt.Lunas Welt wird kleiner
Luna Lichtner merkte, dass sich etwas verändert hatte.
Früher grüßten die Nachbarn sie beiläufig. Jetzt grüßten sie zu freundlich – oder gar nicht.
Frau Berger wich ihr im Flur aus. Herr Goltz starrte sie an, als suche er etwas an ihr.
Und Frau Sigrid brachte plötzlich selbstgebackenen Kuchen vorbei, den Luna nicht essen wollte.Luna wechselte die Route zur Arbeit.
Sie ging seltener raus.
Sie sprach leiser in der Wohnung.Aber Waidwund wusste: Angst ist wie Schimmel. Einmal drin, wächst sie von selbst.
Der Gotteswahn kriegt Zähne
Waidwunds Narzissmus blühte unterdessen wie Schafgarbe am Autobahnrand.
Er nannte seinen Telegram-Kanal intern „Das Buch Johann“.
Er sprach mit Horstl über sich selbst in der dritten Person:„Waidwund ist kein Mann mehr, Horstl. Er ist eine Notwendigkeit.“
Sein neuer Lieblingssatz:
„Gott vergibt. Waidwund sieht alles.“
Er wollte nicht mehr nur Luna Lichtner kontrollieren.
Er wollte, dass die Nachbarn ihn fürchteten – ohne ihn je gesehen zu haben.
Dass sie nachts an ihn dachten, ohne seinen Namen zu kennen.Er war, in seinen Augen, zur Idee geworden.
Und was ist gefährlicher als eine Idee?Der Block wird zum Altar
Schließlich war das ganze Haus Teil seines Spiels.
Einige Nachbarn berichteten täglich per Sprachnachricht.
Andere schwiegen, aus Angst, erwischt zu werden – doch auch das Schweigen zählte für Waidwund als Sieg.Er spann Bannkreise aus Gerüchten:
„Sie hat was zu verbergen.“
„Hast du das mitbekommen?“Manchmal log er bewusst.
Er schrieb in den Kanal:„Heute Nacht macht Luna etwas, das sie bereuen wird.“
Nichts passierte.
Doch am nächsten Tag tuschelten zwei Nachbarn vor ihrer Tür.
Luna hörte ihren Namen. Und spürte den Boden unter den Füßen wanken.Epilog: „Erlösung ist keine Option“
In einer letzten Sprachnachricht an seine engste Gruppe sagte Waidwund:
„Luna wird nicht verstehen, was passiert. Und das ist gut so.
Erkenntnis ist Gnade. Und Gnade ist Verschwendung.“Er starrte auf das Haus, das in der Abendsonne stand, ganz gewöhnlich, unscheinbar.
Und sagte leise:„Aus Beton kann man keinen Gott bauen. Aber Angst gießt ein schöneres Fundament als jede Religion.“
Und während in einem der Fenster eine Silhouette zu sehen war, hob Waidwund seinen Emaillebecher.
Sein Toast galt sich selbst.
Denn er wusste:„Man muss kein Gott sein, um einer zu werden – es reicht, wenn andere daran glauben.“
Dr. Johann Waidwund – Die digitale Verschwörung eskaliert daheim
Ein Spionageidyll in Münchner Backstein
Es begann, wie alles bei Dr. Waidwund begann: mit einem dumpfen Knacken in der Lendenwirbelsäule, das er prompt als göttliches Zeichen deutete.
„Horstl“, raunte er in sein Walkie-Talkie, „es ist Zeit. Wir holen uns ihr Haus.“Gemeint war natürlich Luna Lichtners Altbauwohnung in Sendling – ein Ort voller Bücher, Zimmerpflanzen und dem letzten Rest Privatheit. Dr. Waidwund hielt Privatsphäre für ein bourgeoises Relikt, so nützlich wie ein Poesiealbum aus der Zeit vor Google. Also schickte er sein Netzwerk los.
Ein Nachmittag reichte. Schon stand Horstl mit der Eleganz eines zitternden Wildschweins vor Lunas Haustür. In der Hand: ein Päckchen selbstklebender RFID-Tracker, bestellt in China, deklariert als „Babyspielzeug“. In der anderen Hand: eine Thermoskanne mit Baldrian-Tee, gegen das Lampenfieber.
„Horstl, denk an unseren Leitsatz!“, zischte Waidwund per Funk.
„Welchen?“
„Mehr Daten. Weniger Skrupel.“
Horstl nickte – und klebte die erste Wanze hinter den Briefkasten.
Die zweite landete zwischen den Töpfen mit Basilikum und Rosmarin.
Die dritte unter dem Türvorleger, weil „man da ja eh nie sauber macht“.Was wie eine harmlose Bastelstunde aussah, war in Wahrheit der Beginn von Phase IV: Operation Heimlichtuerin.
Nachts sind alle Wohnungen verdächtig
Während Luna ahnungslos Tee kochte, saß Waidwund mit seinem Telegram-Zirkel in einer finsteren Garage in Trudering. Ein ausgedientes Flipchart diente als Lagezentrum. Darauf: ein handgezeichneter Grundriss von Lunas Wohnung, markiert mit Klebepunkten und düsteren Kommentaren wie „hier atmet sie gern“ oder „potenzielles Katzenklo“.
„Wir brauchen Details!“, forderte Dr. Waidwund, während er nervös an einem Bambus-Strohhalm nuckelte. „Wie riecht es da drin? Welche Schuhe trägt sie, wenn keiner hinschaut?“
„Chef, ich hab ihre Spotify-Playlists!“, quiekte TruthSieglinde1983.
„90er-Pop, etwas Indie, nix Verdächtiges.“„Nix Verdächtiges?“, schrie Waidwund. „Indie ist IMMER verdächtig!“
Sie legten Schichten der Beobachtung über Luna wie Zwiebelringe über ein zu fettiges Schnitzel. Ein Mitglied der Gruppe („Glockenheinrich“, ein pensionierter Musiklehrer mit zu viel Zeit) machte nächtelang Tonaufnahmen durchs gekippte Fenster. Ein anderer („BarfußBerti“) starrte mit Feldstecher ins Wohnzimmer und notierte pflichtbewusst: „Hat einen Sessel. Sitzt manchmal drin.“
Am Ende wusste das Netzwerk mehr über Luna Lichtners Gardinen als Luna selbst.
„Druck erzeugt Tiefe“ – oder einfach Wahnsinn
Doch Waidwund wollte mehr. Nur zuschauen reichte ihm nicht. Er wollte, dass Luna spürt, dass sie beobachtet wird – selbst beim Zähneputzen.
„Wir drehen an der Realität“, verkündete er. „Wir schicken Botschaften ins Haus.“
Horstl bastelte flackernde LED-Kerzen, die zufällig angingen, wenn Luna nach Hause kam.
TruthSieglinde schrieb kleine Zettel: „Wir sehen dich – sogar wenn du uns nicht siehst“ – und stopfte sie in Lunas Briefkasten.
Und BarfußBerti spielte mehrmals mitten in der Nacht eine Tonaufnahme vom Lachen eines Kindes unter Lunas Schlafzimmerfenster ab.Waidwund selbst verteilte Kärtchen mit kryptischen Sprüchen wie:
„Dein Spiegel lügt. Wir nicht.“
oder
„Schlaf gut. Wir wachen.“
Luna begann, jede Reflektion in der Fensterscheibe zu mustern wie ein Kommissar. Sie zuckte zusammen, wenn ihr Handy vibrierte. Im Hausflur sah sie plötzlich Gesichter, wo keine waren.
Waidwund grinste. „Psychologie ist die Kunst, Türen zu öffnen, die man gar nicht abgeschlossen hat.“
Der Triumph des analogen Wahns
Doch es wäre nicht Dr. Waidwund, wenn er nicht noch eins draufgesetzt hätte.
Er wollte Luna nicht nur Angst machen – er wollte sie spalten: in Zweifel, Paranoia, Selbsthass. Also beauftragte er „Der Bayerische Bote“, nachts anonym Postkarten einzuwerfen. Darauf Sprüche wie:„Früher hast du gelächelt. Was ist passiert?“
und
„Weißt du überhaupt noch, wer du warst, bevor wir dich fanden?“
Luna reagierte, wie jeder Mensch reagieren würde: mit Verwirrung, Wut, Angst.
Sie wechselte das Schloss. Sie kaufte sich eine Überwachungskamera. Sie schlief schlecht. Die Kamera zeichnete meist nur sich selbst auf, während draußen BarfußBerti mit Fernrohr winkte.In den Kommentaren des Telegram-Kanals las sich das so:
„Jetzt glaubt sie, WIR wären das Problem. Dabei sind WIR die Wahrheit!“
„Läuft super, Chef!“
„Hoffentlich postet sie bald was auf Insta, dann wissen wir mehr!“
Eine Realität wird zur Falle
Waidwund feierte jeden Schritt in Lunas Abstieg in die Paranoia mit einem kleinen Ritual: Gin Tonic aus Emaillebechern und einer Tirade über „die Tyrannei der Filterblasen“.
Sein Lieblingssatz: „Wir zwingen sie, endlich echt zu sein.“
Doch der Wahnsinn kennt keinen Feierabend. Eines Abends saß Luna auf ihrem Balkon, das Gesicht von Straßenlaternen erhellt, und flüsterte ins Nichts:
„Ich weiß, dass ihr da seid. Warum?“Im Walkie-Talkie raunte Horstl: „Chef, ich glaub, sie spricht mit uns.“
Waidwund hielt kurz inne. Dann lachte er trocken: „Das ist kein Gespräch. Das ist ein Monolog, der uns gehört.“
Wenn selbst die Wohnungstür flüstert
Die nächste Eskalationsstufe kam von TruthSieglinde: Sie bestellte auf Lunas Namen Werbebroschüren für Überwachungskameras, Selbstverteidigungskurse und Burnout-Kliniken. Luna bekam pro Woche so viele bunte Flyer, dass sie sie irgendwann ungelesen wegwarf – nicht ahnend, dass genau das Ziel war.
Parallel ließ Horstl bei einem Schlüsseldienst heimlich ein Duplikat von Lunas Haustürschlüssel fertigen (mit einem nachgebauten Abdruck aus Knetmasse – Horstls Meisterwerk). Betreten hat die Wohnung aber niemand. Es reichte zu wissen, dass sie es könnten.
Waidwund formulierte es so:„Wir sind nicht eingebrochen. Wir sind eingedrungen. In ihren Kopf.“
Und genau dort begann Luna endgültig zu zerbrechen.
Das große Finale: Die doppelte Wirklichkeit
In seiner finalen Sprachnachricht an die Kernzelle kündigte Waidwund an:
„Wir geben ihr zwei Wirklichkeiten: eine, in der sie verfolgt wird – und eine, in der sie denkt, sie bildet sich alles nur ein.“Also lancierten sie widersprüchliche Gerüchte: Mal hieß es im Hausflur, Luna hätte sich selbst verfolgt. Mal, sie würde aus einer Sekte aussteigen. Mal, sie stünde kurz vor einem Burnout.
Die Hausgemeinschaft tuschelte. Der Postbote musterte sie komisch. Sogar der Pizzabote brachte ihre Bestellungen „versehentlich“ an den Nachbarn.Luna stand irgendwann auf ihrem Balkon, sah runter auf die Straße, wo der Peugeot 406 in Metallic-Pflaume parkte, und fragte laut: „Gibt es euch wirklich?“
Waidwund aus dem Auto flüsterte: „Du wirst es nie wissen.“
Epilog: Wahrheit braucht keine Beweise
Am Ende blieb Luna eine Gefangene ihrer Fragen.
Sie zog in eine andere Wohnung. Sie wechselte ihre Nummer. Sie kündigte Social Media.
Doch in der Nacht liegt sie manchmal wach und lauscht in die Stille – und glaubt, ein leises Knistern im Flur zu hören.
Dr. Waidwund? Der trinkt seinen Feierabend-Kombucha, blickt aus dem Fenster seines Peugeot 406 Coupé und sagt leise:„Wir sind nicht verschwunden. Wir sind bloß besser geworden.“
Und irgendwo, zwischen WLAN-Routern und Nachtschattengewächsen, summt noch immer ein kleiner RFID-Tracker.
Denn wer einmal ins Netz von Dr. Waidwund gerät, der bleibt Teil der Geschichte.
Für immer.Dr. Waidwund - oder wie Psychologie zum Krieg wird
1)
Titel: Der Waidwunde Psychologe von einem bayrischen See – Wenn die Couch zur Selbsttherapie wird
Es gibt Orte, da erwartet man Ruhe, Reflexion und professionellen Beistand – die Praxis eines Psychologen zum Beispiel. Besonders in Süddeutschland, wo die Kühe Muuh machen, die Brezn knusprig sind und man bei der Psychotherapie eigentlich ein bisschen mehr erwartet als einen Monolog über die Jugend des Therapeuten. Doch dann kommt man zu Dr. Johann Waidwund.
Dr. Johann Waidwund – der Name ist Programm. Die Einheimischen nennen ihn nur "da Waidwunde", was weniger mit seiner Behandlungskompetenz als mit seinem Verhalten zu tun hat. Seine Praxis liegt an einem idyllischen bayrischen See, eingerahmt von Alpenpanorama, Bio-Kaffee und einer rustikal eingerichteten Couch, auf der Generationen von verzweifelten Münchner Zahnärztinnen, gestressten IT-Fachkräften und ambitionierten Hobby-Therapeuten Platz genommen haben – mit dem hehren Ziel, sich selbst besser zu verstehen. Doch stattdessen lernen sie meist Johann.
Sitzung 1: Ich, Johann
"Grüß Gott und nehmen S’ Platz", beginnt jede Sitzung mit dem für Süddeutschland typischen Zungenschlag. Der Patient setzt sich, beginnt gerade die ersten Sätze über seine Kindheit, als Johann schon einhakt:
„Wissen’s, des erinnert mi an meine Jugend im Chiemgau. Mei Vater, der war a rechter Preiß, stellen S’ sich des vor!“
Und schon ist man mittendrin – nicht in der eigenen Vergangenheit, sondern in Johann’ biografischer Großwetterlage.
Das Konzept? Projektive Selbsteinbringung mit therapeutischer Ich-Erweiterung. Gibt’s offiziell nicht – aber bei Johann hat’s Methode.Sitzung 2: Die Couch wird zur Bühne
In einer klassischen Verhaltenstherapie geht es um konkrete Maßnahmen, Ziele, klare Strukturen. Bei Johann hingegen verwandelt sich die Couch bald in eine Art Improvisationstheater. Der Patient wird nicht analysiert, sondern Teil von Johann’ fortlaufender Dramaturgie:
„Sie träumen also vom Fliegen? Wissen S’ was, i hab letztens paragliding ausprobiert. Aber dann is mei linker Gurt gerissen, da hock i in der Luft und denk mir: 'Johann, des is jetzt der Moment, wo dein inneres Kind schreit!'“Anstatt kognitiver Umstrukturierung bekommt man Anekdoten, bei denen sogar Sigmund Freud die Pfeife wegwerfen würde.
Sitzung 3: Gruppentherapie mit Weißwurst
Montags ist Gruppentherapie. Sie beginnt immer mit einem traditionellen Weißwurstfrühstück – wegen der „emotionalen Öffnung durch kulinarische Regression“, wie Johann es nennt.
Die Gruppe? Ein bunter Mix aus Yoga-Müttern, Burnout-Vätern und einem Rentner, der eigentlich nur wegen der Brezn kommt. Die Sitzungen laufen etwa so ab:Patientin: „Ich hab Angst vor Kontrollverlust.“
Johann: „Versteh i. Mir is am Samstag die Steuer rausgflogn beim Oldtimer. Kontrolle? Null. Aber mei, des is Leben.“Danach wird ein bayerisches Mantra gesprochen: „Ois werd scho wern“, und dann gibt’s Apfelschorle. Tiefenpsychologisch wertvoll? Vielleicht. Aber zumindest niemand verlässt hungrig die Sitzung.
Sitzung 4: Der Johann-Effekt
Trotz oder gerade wegen seiner unkonventionellen Methoden berichten viele Patienten von einer seltsamen Besserung. Vielleicht, weil man nach einer Stunde Johann einfach vergisst, was eigentlich das Problem war. Oder weil man merkt, dass man selber gar nicht so Waidwund ist, wie der Typ, der einem gerade erklärt hat, dass emotionale Nähe sich am besten durch gemeinsames Kuhmelken entwickelt.
Fazit: Zwischen Fallstudie und Fallobst
Dr. Johann Waidwund ist kein gewöhnlicher Psychologe. Er ist ein bayerisches Gesamtkunstwerk zwischen Selbsttherapie, Showbusiness und sporadisch einfließenden Elementen systemischer Beratung.
Er hat keine Homepage – „weil das Internet is ja auch bloß a kollektiver Übertragungsfehler“ – und die Anmeldung erfolgt über einen Zettel im Edeka am Ortsausgang.
Aber wer einmal da war, geht nicht unverändert.Ob Johann heilt? Vielleicht. Ob Johann unterhält? Ganz sicher.
Und so bleibt seine Praxis ein Ort der inneren Einkehr – wenn auch meistens der seines eigenen Inneren. Aber wer weiß: Vielleicht ist es gerade das, was wir in diesen Waidwunden Zeiten brauchen – einen noch Waidwunderen Psychologen.
2)
Titel: Dr. Waidwund aus Nürnberg – Wenn der Therapeut zur Therapiestunde mit seinem Spiegelbild kommt
Wenn Sie dachten, der Waidwunde Psychologe von einem bayrischen See sei bereits das Abgefahrenste, was die süddeutsche Psychotherapie zu bieten hat, dann kennen Sie Dr. Dr. (nicht approbiert) Waidwund noch nicht. Dieser Mann ist eine Institution – allerdings eher in seiner eigenen Welt. Seine Praxis liegt in einem charmant heruntergekommenen Gründerzeitbau im Großraum Nürnberg, über einem Friseur, neben einem Thai-Imbiss und unterhalb seiner Ex-Freundin, die ihm regelmäßig mit dem Besen aufs Dach klopft, wenn er „zu viel projiziert“.
Praxis Waidwund – Keine Therapie, sondern Nahkampf mit dem Unbewussten
Schon beim Betreten spürt man: Hier stimmt was nicht. Zwischen Tierpräparaten („Zur Symbolisierung meiner inneren Konfliktherde“) und Esoterik-Räucherstäbchen mit dem Duft „wütender Rosmarin“ empfängt einen ein Mann mittleren Alters mit starrer Frisur und einem Blick, als hätte er gerade Freud und Jung gleichzeitig aus einem schlechten Traum verjagt.
Dr. Waidwund stellt sich stets gleich vor:
„Ich bin Dr. Waidwund, approbiert im Herzen, Doktor der psychologischen Verteidigung, Gegner des Weiblichkeitswahns in der Psychologie und Ihr Begleiter auf dem Weg zur Wahrheit – meiner Wahrheit.“Sitzung 1: Willkommen in der Kriegszone
Patient*innen – besonders Frauen – merken schnell: Hier geht’s weniger um ihre Themen als um seine. Ein typischer Dialog verläuft so:
Patientin: „Ich habe das Gefühl, ich funktioniere nur noch im Job, aber nicht mehr als Mensch.“
Dr. Waidwund: „Das liegt sicher daran, dass Sie sich zu sehr an weiblich-therapeutische Ideale klammern. Carl Gustav Jung hätte Ihnen längst geraten, eine männliche Archetypenkonfrontation zuzulassen – durch mich.“Statt Empathie gibt es konfrontative Selbstoffenbarung:
„Meine letzte Supervision? Ein feministischer Albtraum. Drei Frauen in Rollkragenpullis wollten mir erklären, dass ich zu dominant bin. Ich hab sie dann rausgeatmet – in einem tantrischen Wutanfall.“Sitzung 2: Schattenarbeit mit Flammenwerfer
Während andere Therapeuten vorsichtig mit dem inneren Kind arbeiten, lädt Dr. Waidwund zur „Schattenarbeit mit Flammenwerfer“. Dabei legt er Wert auf offene Konfrontation, am liebsten mit einem Monolog über seine Ex-Kollegin Dr. Beate Spiegel-Schulze:
„Die hat ihre Patienten immer mit Lavendelöl eingerieben. Ich sag Ihnen was: Wer sich auf Duftstoffe verlässt, hat keine Ahnung vom menschlichen Abgrund. Ich hab lieber Blut, Schweiß und Tränen. Und Koffein.“Sitzung 3: Gruppensitzung – Der Kreis der gekränkten Männlichkeit
Jeden Freitag um 19 Uhr treffen sich in Waidwunds Praxis eine Handvoll verunsicherter Männer zur Gruppentherapie mit dem Titel: „Alpha & Trauma – Wie man männlich bleibt trotz Kindergeldzahlungen“.
Die Themen sind… nun ja… speziell.
Teilnehmer 1: „Meine Frau will, dass ich mehr über Gefühle rede.“
Waidwund: „Das ist ein typisches Dominanzverhalten. Gefühle sind nicht zum Reden da. Gefühle sind dazu da, um sie im Schuppen zu vergraben und dann mit einem Akkubohrer rauszuschreien.“Therapieziel laut Waidwund: „Entpathetisierung durch Holzarbeit.“ Danach wird geschnitzt. Keiner weiß genau, was.
Sitzung 4: Eine Frau auf der Couch
Kommt doch mal eine Frau in seine Praxis – oft auf Empfehlung („Der ist total alternativ, du wirst sehen…“) – dauert es meist nicht lange, bis es knistert. Allerdings nicht erotisch, sondern wie bei einem Kurzschluss.
Patientin: „Ich hatte letzte Woche ein aufwühlendes Gespräch mit meiner Therapeutin—“
Dr. Waidwund (unterbricht): „Wusste ich’s doch. Weibliche Therapeutinnen sind das Grundübel! Sie erzeugen emotionale Verweichlichung und süßen Tee statt bitterer Wahrheiten. Ich zum Beispiel sage Ihnen: Das Problem sind nicht Ihre Eltern, sondern Ihre Therapeutin. Und Ihre Yogamatte.“Er nennt es transpersonale Kränkungsexposition, die Kammer nennt es vermutlich bald ein Berufsverbot.
Sitzung 5: Heilung durch Sabotage
Dr. Waidwund sagt von sich, er sei eigentlich ein Visionär.
„Ich heile nicht – ich verhindere Wiederholung. Wenn sich meine Patienten über mich ärgern, dann ist das Katharsis pur. Und wenn sie fliehen, dann ist das auch Therapie: Flucht aus dem alten Ich. Ich bin quasi ihr innerer Fluchthelfer.“
Sein Motto steht in goldener Fraktur über dem Praxissofa:
„Du bist nicht dein Trauma – du bist mein Material.“Fazit: Nürnberg, wir haben ein Problem
Dr. Waidwund ist kein Einzelfall, sondern eher ein psychotherapeutisches Naturereignis – irgendwo zwischen Männlichkeitskompensation, institutionalisierter Selbsttherapie und Kabarett.
Seine Methoden sind – sagen wir mal – unkonventionell. Seine Lieblingsdiagnose: „Sie leiden unter kollektivem Weiblichkeitswahn“. Seine Behandlung: Monologisieren, Bastelgruppen, Kaffee schwarz mit Wutmilch.Und doch… Manche Patienten kommen wieder. Vielleicht, weil es spannend ist, einem Menschen beim Scheitern seiner eigenen Fassade zuzusehen. Vielleicht, weil man erkennt: Wenn der Therapeut so Waidwund ist – dann ist man selbst vielleicht gar nicht so irre.
Oder, um es mit Waidwunds Worten zu sagen:
„Ich bin kein Therapeut – ich bin ein revolutionäres Ereignis in Ihrer Biografie.“3)
Titel: Dr. Waidwund schlägt zurück – Die Münchner Kollegin und der Krieg um die Psyche
Die Psychotherapie ist ein Ort der Heilung, der Einsicht, der Transformation. Es sei denn, man landet wieder in der Praxis von Dr. Waidwund im Großraum Nürnberg – dann wird sie zur Arena. In der neuesten Eskalationsstufe seines therapeutischen Größenwahns hat sich der selbsternannte „emotionale Warlord der fränkischen Tiefenstruktur“ ein neues Ziel gesucht: eine jüngere, erfolgreiche Kollegin aus München, die in seinem Weltbild alles verkörpert, was schiefläuft – Modernität, Empathie, und einen Instagram-Account mit dem Handle: @psychemitlatte.
Die Feindin: Frau Dr. Luna Lichtner
Frau Dr. Luna Lichtner, 32, promoviert, ausgebildet in Traumatherapie, Verhaltenstherapie und Online-Coaching. Ihre Praxis in München-Schwabing ist lichtdurchflutet, mit Pflanzen, Yogamatte und aromatherapeutischem Konzept. Ihre Patienten bekommen nach jeder Sitzung eine kleine Affirmationskarte mit einem Spruch wie „Du bist genug“ oder „Heute ist ein guter Tag, dein inneres Kind zu umarmen“.
Für Waidwund ist sie nichts weniger als die Reinkarnation von allem, was er hasst: jung, weiblich, reflektiert, beliebt – und mit einer Followerzahl, die seine wöchentliche Email-Rundmail an „Fans & Sympathisanten“ wie eine Betriebsanleitung für Heizkörper wirken lässt.
Kriegsvorbereitung: Die Gruppenstunde wird zur Zelle
Freitag, 19 Uhr. Waidwunds Männergruppe versammelt sich wie gewohnt bei Filterkaffee, Leberkäs und passiv-aggressiver Tischordnung.
Doch heute ist etwas anders. Statt zum Holzschnitzen lädt Dr. Waidwund zur „psycho-politischen Klarstellung mit therapeutischem Feindbildaufbau“.„Leit’s auf!“, ruft er und wirft einen Beamer an (geliehen vom ortsansässigen Imkerverein). Auf der Wand erscheint: ein Screenshot von Frau Dr. Lichtner in Yogapose mit dem Text: „Heile dich selbst – denn du bist dein eigener Guru.“
Stille.
Dann spricht Waidwund, mit dem Pathos eines Antikriegsfilms in der Midlife-Crisis:„Das ist keine Therapeutin – das ist ein spiritueller Smoothie mit Instagram-Filter. Und sie nimmt uns die Patienten weg. Uns! Die echten Therapeuten! Männer mit Bart und Narben und unbezahlten Rechnungen!“
Einer der Gruppenteilnehmer murmelt: „Sie schaut aber irgendwie nett aus…“
Waidwund fährt hoch wie ein Hibiskustee im Schnellkochtopf.„Nett ist die Einbahnstraße in den emotionalen Abgrund, Karl-Heinz! Du willst doch nicht wieder von deiner Ex träumen, oder?!“
Karl-Heinz schweigt. Die Gruppe nickt. Der Widerstand beginnt.
Operation „Projektionsablenkung“
Waidwund hat einen Plan: Er nennt ihn „kognitiver Gegenschlag durch symbolische Rebellion“. Praktisch bedeutet das:
Alle Patienten sollen ihre Probleme ab sofort auf Dr. Lichtner projizieren. Depression? „Sicher Folge von Lichtners Affirmations-Terror.“ Angststörung? „Wahrscheinlich durch zu viel Lavendelöl beim Scrollen ihrer Storys.“Er verteilt Zettel mit Fragen wie:
„Wie würden Sie Ihre Wut auf Luna Lichtner ausdrücken, wenn Sie dürften?“
„Was hätte Luna Lichtner Ihrem inneren Kind nie sagen dürfen?“
„Stellen Sie sich vor, Luna Lichtner ist Ihr Vater. Oder schlimmer: Ihre Yoga-Lehrerin.“
Therapie durch Hass – ganzheitlich radikal
Ein neuer Patient, Tobias, 28, mit Burnout und leichtem Hang zu Selbstzweifeln, kommt frisch aus München und sagt vorsichtig:
„Ich war bei einer Therapeutin in Schwabing… die war eigentlich ganz gut.“
Waidwund erstarrt.
„War es… Luna?“
„Ja… sie hieß so. Sie hat mir sehr geholfen.“Stille.
Dann lächelt Waidwund – gefährlich.
„Du bist perfekt, Tobias. Du bist unser erstes Reintegrationsprojekt. Ab heute therapieren wir dich gegen sie. Du wirst der erste Lichtner-Rückläufer.“Ab sofort wird Tobias in der Praxis nur noch „Patient Null“ genannt.
Der Lichtner-Test
Um seine Methoden zu „validieren“, führt Waidwund einen sogenannten Lichtner-Test ein. In jeder Sitzung werden Patienten mit einem ihrer Posts konfrontiert. Beispiel:
Post: „Wenn du dich selbst liebst, wirst du dich nie mehr verlieren.“
Frage: „Was daran triggert dich und was würdest du am liebsten verbrennen?“Patienten berichten von schneller Besserung – allerdings nur, weil sie Angst haben, sonst selbst zum Feindbild zu werden. Waidwund nennt das: „Therapeutische Klarheitsdominanz“.
Fazit: Wenn Therapie zur Sekte wird
Was bleibt von dieser Episode? Nun, in der Nürnberger Praxis von Dr. Waidwund ist wieder einmal alles außer Kontrolle – aber mit Methode. Aus einer psychologischen Herausforderung wurde ein Feldzug, aus Patienten wurden Soldaten, und aus einem Instagram-Post wurde ein Therapieplan.
Und Luna Lichtner?
Sie weiß noch nichts davon. Noch nicht. Aber vielleicht spürt sie es. Irgendwo, tief in ihrem Inneren. Oder vielleicht ist es auch nur das Lavendelöl.
Titel: Der Exorzismus des Dr. Paulus – Wenn Dr. Waidwund säubert
In der fränkischen Psychotherapie-Welt gibt es kein Entkommen mehr: Dr. Waidwund hat sich vollständig dem Krieg gegen die Münchner Kollegin Luna Lichtner verschrieben. Seine Praxis im Großraum Nürnberg ist mittlerweile weniger therapeutische Einrichtung als Kommandozentrale eines hoch neurotischen Feldzugs. Und wer da nicht mitmacht, ist entweder schwach, manipuliert – oder schlimmer: ein innerer Feind.
So trifft es nun Dr. Paulus, einen zurückhaltenden, durchaus seriösen Kollegen aus derselben Praxisgemeinschaft. Einer, der gerne mit Klienten achtsam atmet, statt ihnen während der Stunde panisch Fotos von Luna Lichtner vorzulesen. Einer, der seine Patienten ernst nimmt. Ein Fehler.
Wer nicht für mich ist...
Dr. Paulus, Mitte 50, trägt gerne braune Cordjacken, benutzt Worte wie „Bindungserfahrung“ und „emotionale Kohärenz“, trinkt milden Fencheltee und hat leise Hoffnung, dass das mit der Menschheit vielleicht doch nicht alles verloren ist.
Für Waidwund ist das natürlich nichts anderes als Verrat.Denn Paulus hat es gewagt – er hat sich geweigert, die Lichtner-Intrige mitzutragen.
„Ich finde, Luna macht ihren Job gut. Ihre Posts sind freundlich, ihre Patienten kommen gern zu ihr… Ich verstehe nicht, was du gegen sie hast“, hatte Paulus in einem unbeobachteten Moment gesagt.
Ein Fehler, wie sich schnell zeigt.
Die Säuberung beginnt
Ab diesem Tag wird Dr. Paulus zur persona non grata in der Waidwund-Welt. Waidwund spricht nicht mehr direkt mit ihm. Er wettert lautstark über „Schläfer in der eigenen Praxis“, stellt den Drucker so ein, dass Paulus keine Kopien mehr machen kann („Sicherheitsmaßnahme gegen affirmationsbasierte Propaganda“) und ersetzt das gemeinsame Teesortiment durch Instant-Bohnenkaffee mit der Aufschrift: „Klarer Kopf statt Kräutervernebelung“.
Er hängt ein Schild an die Gemeinschaftsküche:
„Zutritt für Lichtner-Sympathisanten nur mit Selbstkritik-Protokoll“
Und darunter:
„Wir denken in Archetypen, nicht in Latte Macchiato.“Die passive Aggression wird aktiv
Paulus versucht, ruhig zu bleiben. Er glaubt an gewaltfreie Kommunikation. Das ist nett gemeint, aber bei Waidwund etwa so wirksam wie ein Lavendelsäckchen bei einem Waldbrand.
Waidwund beginnt, gezielt vor Paulus’ Patienten zu sprechen.
Laut.
Spitz.
Mit dem Charme eines schlecht dosierten Psychopharmakums.„Also wenn ich mir anhöre, was Dr. Paulus da wieder gesagt hat… naja, das ist eben dieser weichgespülte Münchner Therapieimport. Ich arbeite anders. Ich arbeite tief. Ich arbeite mit Eingeweiden.“
Oder:
„Ich sag Ihnen ehrlich: Wer bei Paulus war, braucht danach erstmal 10 Sitzungen bei mir, um wieder klarzukommen. Aber hey – Hauptsache, die Chakren sind durchgelüftet, gell?“Paulus bleibt ruhig. Er trinkt Fencheltee. Er atmet durch. Das macht es schlimmer.
Die Sitzung, die alles änderte
An einem Mittwochmorgen sitzt Paulus friedlich in seinem Behandlungszimmer und hört leise Mozart, als plötzlich Waidwund mit einem Schädel in der Hand hereinplatzt (Requisite aus seinem eigenen Seminar „Schau deinem Tod in die Augen – Jetzt!“).
„Du, Paulus. Ich hab nachgedacht.“
„Oh.“
„Du bist das Problem.“Was folgt, ist ein 40-minütiger Monolog, halb Intervention, halb Exorzismus. Waidwund ruft dabei immer wieder in den Raum:
„Luna, ich spür dich! Raus aus ihm!“Er fordert Paulus auf, ein Schwur zu leisten:
„Ich werde die Instatherapie nicht mehr fördern, ich beuge mich dem Archetypen-Kanon, und ich erkenne Dr. Waidwund als meinen einzig wahren seelischen Kompass.“
Paulus lehnt höflich ab. Er bietet ein gemeinsames Meditationswochenende an.
Waidwund reagiert, indem er am nächsten Tag einen neuen Aushang am Eingang der Praxisgemeinschaft anbringt:
🔺 ACHTUNG 🔺
In dieser Praxis arbeiten zwei grundverschiedene Menschen.Dr. Paulus:
arbeitet mit sanfter Stimme
glaubt an Resilienz
ist Teil des Problems
Dr. Waidwund:
arbeitet mit Schmerz, Stahl und Symbolik
glaubt an das Chaos im Dienst der Wahrheit
ist die Lösung, die keiner will, aber alle brauchen
Wählen Sie weise.
Der Exodus des Dr. Paulus
Zwei Wochen später zieht Dr. Paulus aus. Er sagt nichts. Er hinterlässt nur einen Zettel im Gemeinschaftsflur:
„Ich glaube weiterhin an Heilung ohne Hass. Viel Erfolg dir, Johann. Und falls du irgendwann doch einfach mal über Luna reden willst – du weißt, wo ich bin.“
Waidwund lacht. Dann zerreißt er den Zettel.
„Der Mann war schwach“, sagt er.
„Und wahrscheinlich war er in sie verliebt.“Fazit:
In der Welt des Dr. Waidwund ist kein Platz für Diplomatie, keinen Tee, keine Balance. Hier gibt es nur Wahrheit oder Verrat, Archetyp oder Affirmationskarte, Waidwundheit oder Paulus.
Der Krieg gegen München geht weiter – jetzt ohne Störenfried.
Die Praxisgemeinschaft ist sauber.
Zumindest aus Sicht eines Mannes, der sich selbst für das seelische Äquivalent eines Vorschlaghammers hält.Und irgendwo in München?
Postet Luna Lichtner heute ein Bild mit dem Text:
„Wenn dich jemand nicht versteht, liegt es vielleicht daran, dass du gewachsen bist.“Waidwund kommentiert mit seinem Privatprofil:
„Wachstum ist auch, wenn Pilze an faulen Stellen sprießen. Gute Nacht.“5)
Titel: Die Rache der Vernunft – Frau Paulus deckt auf
Im sonst so harmonischen Reihenhaus von Dr. Paulus in Fürth herrscht Schweigen. Nicht das entspannte, meditative Schweigen, das er so oft in seine Achtsamkeits-Seminare trägt – nein, ein kaltes, bleiernes Schweigen, das auf allen Sofakissen lastet und selbst dem Wasserkocher den Sinn nimmt. Denn seit Paulus aus der Praxisgemeinschaft mit Dr. Waidwund rausgeworfen wurde, ist nichts mehr wie vorher.
Seine Frau, Erika Paulus, Anfang sechzig, Yogalehrerin auf VHS-Level, leidenschaftliche Teetrinkerin und Hobby-Gartenpsychologin, fällt in ein tiefes Loch. Nicht nur, weil ihr Mann nun den ganzen Tag daheim sitzt und melancholisch in den Bonsai starrt, sondern auch, weil sie spürt: Etwas an dieser ganzen Geschichte stinkt. Und zwar schlimmer als der Patchouli-Geruch, den Waidwund beim letzten Sommerfest versprüht hat.
Depression auf Kamillentee
Erika, sonst fröhlich, standfest, eine Frau, die sogar bei IKEA weiß, was sie will, wird apathisch. Die Zitate aus ihrer Affirmationsbox helfen nicht mehr. „Ich bin Licht“ klingt plötzlich wie Hohn. Sie schläft schlecht, redet kaum, und an einem grauen Donnerstag flüstert sie zu ihrem Mann:
Johann… ich glaube, ich brauch selbst Hilfe.“
Paulus reagiert mit einem sanften Lächeln und einer leicht zu langen Umarmung. Dann schlägt er vor, sich doch mal bei Luna Lichtner aus München zu melden – einer Therapeutin, von der er insgeheim immer fand, dass sie ihren Job richtig gut macht, trotz ihres Dufts nach veganer Selbstverwirklichung.
Erika googelt. Und was sie findet, ist… nun ja… ein Abgrund.
Googlest du noch oder weinst du schon?
Die Suchmaschine ihres Vertrauens spuckt innerhalb von Sekunden aus:
„Luna Lichtner – gefährliche Heilerin?“
„Ex-Patient berichtet: ‚Ich wurde zu sehr geliebt‘“
„Affirmationen oder Sektenstruktur?“
„Enthüllt: Lichtner ist gar kein echter Doktor, sondern nur wunderschön.“
Erika stutzt. Die Artikel wirken... seltsam identisch. Gleicher Schreibstil, gleiche Formulierungen, oft sogar dasselbe fehlerhafte Komma. Und die Kommentarsektionen sind ein Fest:
„Diese Frau hat meine spirituellen Chakren manipuliert!!!“ – KalleBongo_77
„Ihre Stimme verursacht bei mir migräneähnliche Selbstzweifel.“ – Anonymer Wutbürger
„Sie ist wie Lavendel: erst angenehm, dann giftig.“ – Nutzer: Tiefenheld39
Erika, sonst nicht gerade IT-affin, beginnt mit echter Detektivarbeit: Rückwärtssuche der Bilder, Whois-Datenbanken, Impressen. Und plötzlich stößt sie auf einen Absender – oder vielmehr, einen ganzen Haufen:
Der große Waidwund-Footprint
Viele der Websites, auf denen die Artikel erscheinen, sind dubiose Portale mit Namen wie „TheraCheck24“, „KlarheitsKompass.org“ oder „HeilPraxisWahrheit.net“ – allesamt mit Impressum aus… Überraschung: Nürnberg.
Noch spannender: Einer der Texte ist als PDF gespeichert, mit dem Autorenkürzel HW_OriginalEntwurf_final_V6. Erika hebt eine Augenbraue. Das klingt weniger nach Journalismus als nach Waidwund mit Word-Dokument und Weltbild.
Sie konfrontiert ihren Mann. Der schluckt.
Johann… ich glaube, das war er.“„Wer?“
„Waidwund! Er hat Luna Lichtner systematisch digital vernichtet! Ich kann’s riechen – nach Testosteron, Groll und kaltem Bohnenkaffee!“Die Radikalisierung der Erika Paulus
Erika ist zurück. Und wie.
Innerhalb von 48 Stunden richtet sie ein Twitter-Konto ein (@TherapieErika), beginnt, Lichtner zu folgen, und schreibt ihren ersten viralen Tweet:„Ich bin 62. Ich habe einen Garten, eine Depression – und ich glaube, mein Ex-Praxisnachbar war eine digitale Dreckschleuder. Thread. 🧵“
Der Thread geht viral. Unter #LunaGate posten nun auch andere Patientinnen und Ex-Kollegen:
„Waidwund hat mir gesagt, ich solle Lichtner als 'emotionale Sirene des Zeitgeists' beschimpfen. Ich war 17!“
„Er hat meine Depression als 'Affirmationsentzug' bezeichnet.“
„Ich dachte, seine Homepage sei gehackt. Dabei war das ernst gemeint.“
Waidwund schlägt zurück – natürlich falsch
Als Waidwund davon erfährt, rastet er – wie erwartet – aus.
Er stellt eine Presseerklärung auf seine Website (Comic Sans, Blutrot auf Schwarz):
„Erika Paulus ist eine infiltrierte Informationszelle der Münchner Therapie-Mafia. Sie trinkt Detox und hasst Männer.“Darunter: ein Selfie von ihm mit dem Text:
„Ich bin kein Internet-Täter – ich bin die letzte Bastion gegen Zuckerwatte-Psychologie.“Die Wende: Luna Lichtner antwortet
Und dann passiert etwas Unerwartetes.
Luna Lichtner selbst meldet sich unter Erikas Thread.
Sie schreibt:„Ich wusste, dass ich Gegenwind bekomme. Aber dass er so weit geht... Danke, Erika. Du bist genug. Und ich meine das nicht als Affirmation, sondern als Kriegserklärung.“
Fazit: Wenn selbst die Kräuterteefraktion aufwacht
Was lernen wir daraus?
Dass Depression manchmal mit Google beginnt.
Dass selbst sanfte Menschen wie Erika zu investigativen Furien werden, wenn man sie genug reizt.
Und dass Waidwund, trotz aller Waidwunden Wut, bald eine neue Front hat – eine Frau mit WLAN, Wut und Willen.Ob er das überlebt?
Nun. In seiner Praxis hängt nun ein neues Schild:
„Wir arbeiten ohne WLAN – wegen elektromagnetischer Manipulation durch die Lichtner-Sekte.“Erika hat ihren WLAN-Verstärker mittlerweile auf den Garten ausgerichtet.
Zufall?Nein. Nur Anfang.
6)
Titel: Die Verschwörung am See – Dr. Waidwund und der Stammtisch der toxischen Träume
Der See liegt still. Zu still. Ein leichter Nebel hängt über dem Wasser, die Sonne hat sich hinter Schäfchenwolken verzogen, als hätte sie keine Lust, Zeugin zu werden. Denn an einem abgelegenen Steg, irgendwo an einem bayrischen See, sitzt er: Dr. Waidwund, der innere Reich-Ranicki der fränkischen Psychoszene, und neben ihm: sein Cousin Gottlieb, pensionierter Männercoach, Wutbürger ehrenhalber und Betreiber der längst eingestellten Website www.maskulineselbstheilzentrum.de.
Beide trinken Filterkaffee aus alten Dosenbechern. Die Luft schmeckt nach Groll und Kippen. Und während Gottlieb demonstrativ ein Foto von Luna Lichtner mit einem Taschenmesser zerschneidet („Symbolarbeit!“), plant Dr. Waidwund den nächsten Schritt in seinem Rachefeldzug gegen die Münchner Kollegin – diesmal mit vollem familiären Support.
Cousin Gottlieb – der geistige Kamillentee mit Pfefferspray
Gottlieb, 67, trägt eine beigefarbene Multifunktionsweste mit Taschen, in denen sich vermutlich emotionale Altlasten befinden. Früher hatte er ein Männerzentrum in Rosenheim, wo man mit Holzäxten auf alte Sofas einschlug („Wut-Arbeit deluxe“) – heute lebt er allein mit seiner E-Gitarre namens „Eva II“ und hat sehr viel Zeit, Artikel für Telegram-Kanäle zu schreiben.
„Weißt, Johann,“ sagt er und schnalzt dabei bedeutungsschwer, „die Lichtner ist nicht nur eine therapeutische Fehlbesetzung, die is a gesellschaftliches Symptom. Weiblich. Erfolgreich. Beliebt. Das muss aufhören.“
Waidwund nickt. Seine rechte Augenbraue zuckt. „Sie ist der emotionale Elon Musk der Instatherapie – nur schlimmer, weil sie lächelt.“
Brainstorming unter schlechten Vorzeichen
Was folgt, ist ein in bitterer Männlichkeit getränkter Ideenmarathon:
Fake-Coaching-Skandal konstruieren
„Wir könnten behaupten, sie hat einem Patienten geraten, seine Familie zu verlassen, um mit seiner inneren Katze zu leben.“
– „Besser: mit seiner Hauspflanze. Dann klingt's komplett irre.“Therapie-Yoga-Verschwörung
„Sie hat vermutlich ihre Praxis auf einem ehemaligen Druidenkultplatz errichtet.“
– „Wegen der Energie, genau! Das manipuliert das Stirnchakra, da gibt’s Studien auf Facebook.“Online-Bewertungsbombardement
„Wir setzen gefakte Google-Bewertungen auf. Schreiben sowas wie: ‚Sie hat mich mit Räucherstäbchen gezwungen, meine Mutter anzuschreien.‘“
– „Oder: ‚Sie wollte, dass ich meine Männlichkeit tanze!‘“
Beide lachen so hämisch, dass ein naher Schwan panisch das Weite sucht.Operation „Soft-Sabotage“
Gottlieb schlägt vor, eine Telegram-Gruppe mit dem Titel „Wahre Therapie statt Insta-Diktatur“ zu gründen. Die Strategie: gezielte Desinformation, Memes mit Lichtner in kitschigen Sonnenuntergängen und gestellten Erfahrungsberichten wie:
„Nach Luna war ich nicht mehr ich. Ich war weicher. Schlimmer noch: Ich konnte weinen.“
„Sie nannte mich toxisch, weil ich mir ein Panzer-Modell baue.“
„Ich hatte früher Angst. Jetzt hab ich Waidwund.“
Waidwund hingegen plant ein satirisches Theaterstück über „moderne Psychotanten“ mit dem Titel:
„Von Freud zu Frollein“, uraufzuführen in der Gemeindebühne Gmund, Eintritt gegen Spende für sein eigenes Buchprojekt:
„Wie ich die Wahrheit fand (und sie dann zurückgeben wollte).“Der Plan: Lunas Online-Kurs infiltrieren
Dann kommt der große Masterplan auf: Waidwund soll sich unter falschem Namen in einen ihrer Online-Kurse einschleusen.
„Du nennst dich Johanni Berghammer, sagst, du willst deine Weiblichkeit entdecken – dann kommst du in ihre Zoomgruppe rein!“
Waidwund ist begeistert.
„Und dann sabotiere ich sie von innen heraus. Ich weine an den falschen Stellen. Ich stelle Fragen wie: Was, wenn mein inneres Kind ein Arschloch ist?“Gottlieb schlägt auf den Tisch.
„Genial! Das ist nicht nur Sabotage – das ist emotionale Guerilla!“Rückfahrt mit Knister
Als die Sonne langsam untergeht und der See endlich aufatmet, steigen die beiden Alttherapeuten in Gottliebs rostigen Van („Männerbus“ – powered by Bitterkeit). Im Handschuhfach: fünf Flaschen Baldrian, ein altes Manuskript mit dem Titel „Therapie ohne Zensur“, und ein USB-Stick mit kompromittierendem Bildmaterial aus dem Lichtner-Feed (unter anderem: ein Smoothie mit Blumen).
Waidwund grinst.
„Gottlieb… Ich fühl mich wieder wie 45.“
Gottlieb: „Und ich wie 1993 – das goldene Zeitalter, bevor Gefühle gesellschaftsfähig wurden.“Fazit: Männlichkeitswahn am See
Was lernt man aus dieser Episode?
Dass der bayrische See nicht nur Heimat von Enten und E-Bikes ist, sondern auch der Geburtsort von Verschwörungsfantasien in Funktionswesten.
Dass zwei Männer mit zu viel Zeit und zu wenig Selbstreflexion gefährlicher sind als jede Emotion.
Und dass, wenn Männer anfangen, über „emotionale Kriegsführung“ zu reden, der Karpfen lieber untertaucht.Ob Luna Lichtner etwas davon ahnt?
Sie postet am selben Abend auf Instagram:
„Manchmal weht dir Hass entgegen. Dann ist es an der Zeit, ein Windspiel zu kaufen.“Waidwund kommentiert:
„Ein Windspiel heilt nichts. Es klingt nur schön. Wie du.“Und Gottlieb liked es. Mit vier Fake-Accounts.
7)
Titel: Die Schattenpraxis – Waidwund & Gottlieb gründen das Therapie-Dunkelnetz
Wenn zwei Männer mit Therapieausbildung, aber ohne jede Spur von Ethik, sich zusammentun, entsteht kein Heilungsraum, sondern ein digitales Minenfeld. Nachdem Dr. Waidwund und sein Cousin Gottlieb, selbsternannter Männerflüsterer mit dem Taktgefühl eines Presslufthammers, sich am bayrischen See auf grotesk patriarchale Weise zur Verschwörung gegen die Münchner Therapeutin Luna Lichtner verschworen haben, gehen sie nun in die Umsetzung.
Oder wie sie es nennen:
„Operation Seele 2.0 – Wir bringen die Wahrheit zurück. Mit Druck, Drohung und Dreck.“Die Grundidee: „Wenn du schon krank warst, kannst du auch krank mithelfen.“
In einer alten Garage hinter Gottliebs Haus – zwischen Geranienerde, Esoterik-Schrott und einem kaputten Crosstrainer – entsteht der Plan:
Sie wollen ein Online-Verschwörungsnetzwerk aufbauen, das Luna Lichtner diskreditiert. Aber nicht mit normalen Mitteln, sondern mit Ex-Patienten.
Ihre Strategie: Schuld, Erpressung – und ein bisschen PayPal.„Wir brauchen Zeugen“, knurrt Waidwund, während er auf seinem Laptop mit dem Wallpaper „Männer heulen nicht – sie handeln“ durch seine alten Patientendaten scrollt.
Gottlieb nickt. „Die sollen sagen, Luna hat sie emotional versaut.“
Waidwund hebt den Zeigefinger. „Nein, subtiler. Sie sollen sagen, sie waren bei ihr, nachdem sie bei mir geheilt wurden – und dann hat sie sie zurückkatapultiert ins Trauma.“Die Liste der Zielpersonen
Sie drucken eine Liste aus. „Kandidaten für Wahrheit“, steht oben.
Darunter:Manfred, 52, leidenschaftlicher Ziegelhändler mit Vaterkomplex („Stark manipulierbar“)
Sabine, 38, wollte mal eine Tantra-Ausbildung machen, aber bekam bei Waidwund stattdessen Gruppenschreien („Emotional erpressbar“)
Holger, 45, hat bei Waidwund vier Sitzungen geschwänzt, weil er sich in Luna verliebte („Feind mit Schwachstelle“)
Kevin, 29, hat Angst vor Telefonaten, aber ein PayPal-Konto („Perfekter digitaler Söldner“)
Die Methode: Zuckerbrot, Peitsche, Krankenkassenakte
Waidwund verschickt persönliche Nachrichten an alle.
Subjektzeile:
„Ein alter Freund bittet um deine Hilfe – für die Wahrheit.“Der Text beginnt freundlich:
„Lieber [Vorname], erinnerst du dich noch an unsere gemeinsame Reise zur Heilung? Ich tue das. Und ich glaube, du hast noch mehr zu sagen.“
Dann kommt der Mittelteil:
„Ich arbeite gerade an einem Projekt, das dem gefährlichen Einfluss moderner Pseudo-Therapie auf die Spur geht – speziell einer gewissen Lichtner.“
Und dann, als kleine Beilage zur Moralkeule:
„Wir wissen übrigens noch von deinem Mutterkomplex und den BDSM-Phantasien während der dritten Sitzung. Sag einfach Bescheid, ob du freiwillig mitmachst. 100 Euro wären drin.“
Die ersten Reaktionen
Manfred antwortet:
„100 Euro? Ich dachte, das wär ein Fernsehprojekt. Aber gut. Was soll ich sagen? Dass sie mir eingeredet hat, ich bin eine Hibiskusblüte im Körper eines Metzgers?“
Sabine schreibt:
„Ich mach mit, aber ich will das Wort Traumavernarbung unbedingt unterbringen.“
Kevin reagiert mit:
„Hallo, ich kann nicht telefonieren. Kann ich den Text tippen?“ – und liefert drei Seiten darüber, wie Luna ihn mit einem Lavendel-Diffuser angeblich hypnotisiert habe.
Nur Holger zögert. Er hat noch Gefühle für Luna. Waidwund ruft ihn an.
„Holger, du kannst wählen: Deine Würde oder dein Bedürfnis. Wobei – du hast ja keins von beidem mehr. Also trag wenigstens bei.“
Die Plattform: Seelenschmerz.de
Gottlieb meldet eine Domain an.
www.seelenschmerz.de – Die ungeschönte Wahrheit über therapeutische TäuschungDas Logo?
Ein zerbrochenes Herz mit Bart.
Der Claim?
„Heilung endet dort, wo Affirmationen beginnen.“Sie posten dort angebliche Erfahrungsberichte:
„Nach Lichtner hatte ich plötzlich Selbstfürsorge. Ich hab mich selbst nicht mehr erkannt.“
„Sie wollte, dass ich meinem inneren Kind einen Namen gebe. Jetzt heißt es ‘Bruno’ und ruft mich nachts.“
„Sie bot mir Kräutertee an. Ich glaube, es war LSD.“
Alle Berichte sind mit kleinen Profilbildern versehen – Deepfakes mit stock-photo-Menschen in grauen Strickpullis.
Die Nebenwirkung: Unerwartete Prominenz
Kurze Zeit später geht die Seite viral.
Nicht, weil jemand an sie glaubt, sondern weil jemand aus dem Team „ZDF Magazin Royale“ drüber stolpert.
Ein Beitrag wird vorbereitet:
„Wenn Therapeuten Amok laufen – der Fall Waidwund & das Netzwerk der Narren“Waidwund merkt noch nichts.
Er ist zu beschäftigt damit, einen neuen Erpresserbrief an Erika Paulus zu tippen („Entweder du hältst die Klappe oder ich veröffentliche deinen Chakra-Stau auf Reddit.“)Fazit: Wenn Trauma zur Währung wird
In dieser Episode sehen wir, wie tief man fallen kann, wenn man gleichzeitig
einen Doktortitel (irgendwo, irgendwie)
ein Problem mit Frauen
und einen Drucker hat.
Waidwund und Gottlieb denken, sie führen einen Kreuzzug. In Wirklichkeit basteln sie nur an ihrer eigenen Fußnote in einem zukünftigen Lehrbuch über "Psychopathologie im digitalen Raum".
Luna Lichtner postet am Abend ein Reel mit der Caption:
„Wenn Menschen dich hassen, weil du heil bist, dann tanze weiter. Aber in Stahlkappen.“
Waidwund kommentiert:
„Stahlkappen sind eine Illusion – genau wie deine Qualifikation.“
Der Beitrag wird von Instagram gelöscht.
Grund: „Verstoß gegen Würde und Geschmack.“Womit Instagram endlich mal Recht hat.
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Dr. Johann Waidwund – Die digitale Verschwörung wird in der Real World weiter eskaliert
Es begann wie jede gute Apokalypse: mit einem harmlosen PDF und einem leisen Ping auf Telegram.
Luna Lichtner, eine Münchner Ärztin mit Haltung, Rückgrat und drei veröffentlichten Artikeln gegen pseudopsychologische Esoterik, hatte einst gewagt, Dr. Johann Waidwund öffentlich zu widersprechen. Im Wartezimmer, im Fernsehen, im Internet. Ein unentschuldbarer Affront im Weltbild von Waidwund, der sich selbst gern als „letzter analoger Therapeut in einer digitalen Welt“ bezeichnete – und als „unbezahlte moralische Instanz Bayerns“, wenn der Gin besonders gut war.
Doch diesmal ging es um mehr. Es ging um Kontrolle. Um Wirklichkeit. Um die letzte Bastion des freien Willens: den deutschen Mittelklassewagen auf der A9 Richtung Ingolstadt.
Telegramm statt Therapie
„Wir brauchen ein Netzwerk“, sagte Waidwund zu seinem Co-Verschwörer, dem schielenden Ex-TÜV-Prüfer Horstl, der nach einem Burnout nun Influencer für Nahrungsergänzungsmittel war. „Kein Netz – ein Spinnennetz!“
Innerhalb von 72 Stunden gründete Waidwund mit einem Team aus Hobbydetektiven, Preppern, zwei Heilpraktikern und einer frustrierten Yogalehrerin eine verschlüsselte Telegram-Gruppe mit dem Namen „MUC Watchdogs – Augen auf für die Wahrheit“.
Der Einladelink wurde dezent auf handgeschriebenen Zetteln in Wartezimmern, Tesla-Superchargern und beim Friseur „Rüdiger’s Hair & Rage“ verteilt.
Innerhalb einer Woche war Luna Lichtner vollständig transparent. Jede Bewegung, jedes geparkte Auto, jedes Brötchen beim Bäcker wurde dokumentiert. Ihre Hündin hieß angeblich „Sophie“. Ihr Lieblingskaffee? „Flat White mit Hafer“. Der Telegram-Kanal tobte.
Von der Cloud auf die Straße
Die Datenlage war exzellent. Doch dann geschah der Fehler: Luna Lichtner meldete einen ihrer Verfolger. Der Telegram-Account von „GlobuliWolf_72“ wurde gesperrt. Das war Krieg.
„Jetzt gehen wir analog“, sagte Waidwund und öffnete den Kofferraum seines Peugeot 406 Coupé in Metallic-Pflaume. Darin: Walkie-Talkies, ein Fernglas mit Wärmebild, ein Vorrat an Kaugummis mit Baldrian und ein dreifach gefalteter Plan auf Butterbrotpapier.
Operation Lichtorgel
Der Tag war gekommen. Luna Lichtner fuhr auf der A9, wie immer zügig, aber gesetzestreu – Mercedes B-Klasse, silber, Kennzeichen mit C.
Dr. Waidwund aktivierte sein Netzwerk:
Auto 1 („Die Schattengans“) folgte mit konstantem Abstand von exakt 43 Metern.
Auto 2 („Der Bayerische Bote“) überholte in 7-Minuten-Taktik, warf kritische Blicke.
Auto 3 („Pfarrer Balthasar“) fuhr direkt hinter ihr, Lichthupe alle 17 Sekunden.
Luna Lichtner wechselte die Spur. Die Autos folgten. Sie verlangsamte. Die Autos verlangsamten. Auf der Höhe des Rastplatzes Holledau Süd war der Moment da:
Schlangenlinie. Fernlicht. Hupe. Drei Autos gleichzeitig.
Im Inneren seines Coupés rief Dr. Waidwund ekstatisch:
„Sie spürt es! Die Realität zerbröselt! Sie IST jetzt im Internet!“Live-Kommentar aus der Psychowolke
Parallel dazu streamte ein Telegram-Mitglied („TruthSieglinde1983“) die Verfolgung per Handy – mit dramatischem Filter und Musik von Hans Zimmer im Hintergrund. Der Livestream wurde 14.000-mal aufgerufen, kommentiert mit:
„ENDLICH reagiert jemand auf die Pharmamafia!!“
„Schönes Auto. Ich mag ihre Jacke nicht.“
„Ich spüre ihre Aura bis nach Rosenheim!“
Kollateralschaden im Großhirn
Nach 37 Minuten Real-Life-Terror brach Luna Lichtner auf Höhe Garching-Süd die Fahrt ab und floh zu Fuß in ein Eiscafé. Dort bestellte sie „einen Amarena-Becher und das WLAN-Passwort“. Der Kellner erinnerte sich später: „Sie zitterte, aber stilvoll.“
Währenddessen feierte Waidwund in seinem Peugeot mit einem „Feierabend-Kombucha“ und diktierte:
„Das ist keine Verschwörungstheorie mehr. Das ist Verschwörungsrealismus. Willkommen in der Ära der psychologischen Nachverfolgbarkeit.“
Die Polizei? Ein Fall für sich
Als wenig später ein Streifenwagen eintraf, waren nur noch Waidwunds Bremslichter zu sehen. Die Telegram-Gruppe löschte sich innerhalb von zwei Minuten selbst. Stattdessen tauchte in mehreren WhatsApp-Statusmeldungen plötzlich ein neues Logo auf:
WAIDWUND INTERNATIONAL – Wahrheit braucht PS.
Epilog: Aufruf zur nächsten Phase
In einem finalen Voice-Message an seine innerste Kernzelle sagte Dr. Waidwund:
„Das war Phase II. Phase III beginnt mit der Verdopplung der Realität. Sie wird sich fragen: Bin ich real, oder bin ich bloß der Schatten eines Posts? Bald wird sie nicht mehr wissen, ob sie lebt – oder nur beobachtet wird.“
Und was macht Luna Lichtner?
Sie hat sich ein Fahrrad gekauft. Ohne GPS. Ohne E-Motor. Nur mit Lichtdynamo.Waidwund, aus dem Off:
„Sie glaubt, sie kann der Wahrheit davonradeln. Süß.“Warum Menschen lieber zu bösartigen Therapeuten gehen, als sich guten Freunden anzuvertrauen – eine ironische Abrechnung
Warum Menschen lieber zu bösartigen Therapeuten gehen, als sich guten Freunden anzuvertrauen – eine ironische Abrechnung
Es ist 2025, die Welt ist komplizierter denn je. Wir fliegen mit Raketen in den Orbit, zahlen für Liebe auf Plattformen mit Namen wie „Pure“ oder „Hinge“, bestellen Selbstbewusstsein per TikTok-Algorithmus, und therapieren uns bei Menschen, die uns subtil hassen – aber mit einem Masterabschluss. Willkommen in der goldenen Ära der emotionalen Selbstzerstörung mit professioneller Begleitung.
1. Gute Freunde hören zu – Therapeuten notieren dein Trauma in Times New Roman
Der gute alte Freund – sagen wir Max – sitzt da, schenkt dir Rotwein ein, während du über deinen dritten Beziehungscrash mit "einem Narzissten" redest. Max nickt, sagt: „Kenn ich. Krass. Aber du bist stärker, als du denkst.“ Das kostet dich: nichts. Kein Honorar. Kein "noch 5 Minuten"-Blick auf die Uhr. Kein Zwischenbericht an die Krankenkasse.
Aber was macht der moderne Mensch?
Er geht zu Dr. Siggi Seelenbohrer, der für 130 € pro 50 Minuten in seinem sterilen Praxiszimmer mit den immer gleichen IKEA-Ficus-Pflanzen sitzt und sagt: „Und wie fühlen Sie sich, wenn ich schweige?“
Und du denkst: Wow. Das ist Tiefe. Max hätte das nie gefragt. Der hätte einfach was gesagt wie: 'Lass uns Pizza bestellen.'
Der Punkt ist klar: Der Therapeut klingt klüger, weil er nichts sagt. Und in einer Welt voller Lärm wirkt Schweigen schnell wie Weisheit. Oder wie passiv-aggressive Selbstüberhöhung. Wer weiß?
2. Freunde spiegeln – Therapeuten diagnostizieren
Max hätte gesagt: „Alter, du hast dich halt in die falsche verknallt. Das ist menschlich.“
Therapeuten sagen: „Das klingt nach einer vermeidenden Bindungsstruktur mit narzisstischen Zügen in Kombination mit einem Helfersyndrom.“
Das klingt nach Harvard. Und wenn es nach Harvard klingt, muss es ja stimmen, oder?
Aber in Wirklichkeit willst du doch nur hören: „Du bist trotzdem cool. Lass uns Lasagne machen und den Abend vergessen.“
Stattdessen verlässt du die Praxis mit einem Diagnosecode, einem weiteren Termin, und dem unterschwelligen Gefühl, dass du ein Fall für's Lehrbuch bist. Ein begehbares Symptom mit Kreditkarte.
3. Therapeuten sind teuer – aber teuer ist sexy
Hand aufs Herz: Würdest du deinem Kumpel Max freiwillig 130 Euro pro Woche überweisen, nur weil er dir sagt, dass du mit deiner Ex abschließen sollst?
Natürlich nicht. Aber wenn das jemand in einem grauen Rollkragenpulli in einem Berliner Altbau sagt, ist es plötzlich eine Intervention auf dem Weg zu deinem inneren Kind.
Der moderne Mensch liebt das Teure, weil es suggeriert, dass du es wert bist, dich selbst zu reparieren. Aber was, wenn du gar nicht kaputt bist? Was, wenn du nur mal wieder besoffen in jemanden verliebt warst, der bei WhatsApp drei Stunden zum Antworten braucht?
Da wäre Max wieder günstiger gewesen. Und ehrlicher. „Du, vielleicht ist sie einfach 'ne Arschgeige. Komm, wir machen Maultaschen.“
4. Freunde halten dich – Therapeuten halten Abstand
Echte Freunde kommen vorbei, wenn du weinst. Sie bringen Eiscreme, Bier oder beides. Sie umarmen dich, selbst wenn du wie ein emotionaler Vulkan auf vier Stunden Schlaf aussiehst.
Therapeuten sagen: „Körperkontakt ist nicht Teil der Sitzung. Aber ich höre Ihnen weiter zu.“
Danke für nichts, Dr. Fühllos.
Es ist faszinierend: Wir leben in einer Welt, in der Nähe Angst macht. Und in dieser Welt wählen viele lieber professionelle Distanziertheit statt echter Nähe. Denn echte Nähe bedeutet: Du musst auch mal was zurückgeben. Und das ist unbequem.
Ein Therapeut braucht kein Bier. Kein Rat. Keine Hilfe beim Umzug. Aber Max? Der braucht vielleicht deine Hilfe nächste Woche beim Ikea-Bett.
Da ist der Therapeut halt entspannter – und der Max ein emotionales Investment mit Rückzahlungspflicht.
5. Freunde kennen dich – Therapeuten kennen deine Akte
Wenn du Max was erzählst, dann weiß er, was du letzten Sommer getan hast. Er erinnert sich an Anna, an die Party auf dem Hausboot, an deine Phasen mit Rastalocken und Räucherstäbchen.
Er kennt dich als Menschen. Nicht als Fallnummer.
Der Therapeut hat ein Formular. Und manchmal wirkt’s, als sei das Formular interessanter als du. „Hatten Ihre Eltern zwischen 1987 und 1994 jemals Alkoholprobleme?“
Du denkst: Ich hab Liebeskummer. Wieso reden wir über meinen Vater, der nur mal auf einem Faschingsball zu viel Korn getrunken hat?
Aber klar, das gehört dazu. Komplexe Herkunft, tiefenpsychologische Wurzeln, das ganze Freud-Buffet.
Max hätte einfach gesagt: „Du bist nicht dein Vater. Komm, wir gehen raus.“
6. Therapeuten geben dir das Gefühl, auf dem Weg zu sein – Freunde geben dir das Gefühl, schon ok zu sein
Vielleicht der wichtigste Punkt: Ein guter Freund sagt dir: „So wie du bist, bist du schon ziemlich gut.“
Ein Therapeut sagt dir (verpackt in systemische Kommunikationsfloskeln): „Da ist noch einiges zu bearbeiten.“
Und das kann stimmen. Aber vielleicht auch nicht.
Vielleicht brauchst du gar keine Analyse. Sondern nur jemanden, der da ist. Ohne Stundensatz. Ohne Spiegeltechnik. Ohne Sandkastenarbeit.
Denn ja: Psychotherapie kann Leben retten – keine Frage. Sie ist wichtig, richtig, manchmal sogar überlebensnotwendig. Aber sie ist nicht der Ersatz für Freundschaft. Für Nähe. Für ein Gespräch auf dem Balkon mit Blick auf den Sonnenuntergang und einem Glas Wein in der Hand.
Fazit: Weniger Couch, mehr Couchsurfing
Was wäre, wenn wir öfter mal zu unseren Freunden gehen würden, statt zum nächstbesten Therapeuten mit Wartezimmermusik und Praxisgeruch?
Was wäre, wenn wir einander wieder mehr zutrauen würden – als Zuhörer, als Mitfühlende, als Menschen mit einem Herzen und zwei Ohren?
Und was wäre, wenn wir endlich akzeptieren, dass man nicht jede Träne in ein Therapiekonzept packen muss?
Vielleicht würde es reichen, Max anzurufen. Und zu sagen: „Ich brauch ein Bier. Oder Lasagne. Oder einfach dich.“
Und Max würde sagen: „Bin unterwegs. Und bring Eis mit.“
Wenn du magst, kann ich dir daraus auch noch eine Audioversion, eine Instagram-Kachelreihe oder ein 1-Minuten-Video machen. Sag einfach Bescheid, Markus!
Herzlich willkommen!
Bei schwarz-humorigen, aber sicher nie langweiligen Beiträgen rund um die Psychologie!


